Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Der dreißigjährige Krieg. 203
Majestatsbrkef und verbrannte das Sieges. Da wanderten
auf 5o,ooo geschickte Handwerker, Künstler, Gelehrte, Of-
ficicre und Kanfleute nach Sachsen, Brandenburg, Preußen,
Holland und in die Schweiz, zum größten Nachtheil für
Böhmen. Einzelne Parteien von dem protestantischen Heere
schweiften noch in Deutschland herum, aber bei dem Man-
gcl an Geld und an Mannszucht zum größten Schaden für
seine Einwohner. Nach fünf Jahren hatte Ferdinand feine
Lander wieder erobert.
Noch waren jedoch die Protestanten in Nicderfachfen
unbesiegt und vereinigten sich mit dem Könige von Dänemark
Christian Iv., der als Protestant und wegen seines deutschen
Herzogthums Holstein nicht gleichgültig bei dem Schicksale
seiner Glaubensgenossen bleiben konnte. Allein die Furcht
vor dem siegreichen Kaiser trennte die meisten Fürsten von
ihm; indessen wagte er es doch, sich ihm entgegen zu stellen.
Da bcdrohcte ihn der Fürst Wallcnstcin, ein Böhme, der
von der protestantischen Partei zu der katholischen überge-
treten und von dem Kaiser zum Herzog von Fricdland erho-
den worden war. Reich, kriegslustig, tapfer, war er dem
Kaiser willkommen, dem es an Gelde mangelte und dem
Wallenstein auf eigne Kosten ein Heer zu stellen versprach.
Er brachte auch eine Armee von 5o,ooo Mann zusammen,
aber in seinem ehrgeizigen verschlossenen Gemüth glühete der
Plan, sich selbst ein Reich zu erwerben, und in der Stern-
deuterei, woran er, bei aller Größe seines Geistes, wie viele
seiner Zeitgenossen, abergläubisch hing, sähe er die günstig-
sten Anzeichen für die Erfüllung seiner Wünsche. Tilly und
Wallenstcin rieben die wenigen nicdersächsischen Truppen bald
auf und bei Lutter am Barenberge ohnweit Goslar schlug
Tilly den König Christian gänzlich. Wallenstein rückte nun
auch heran, überschwemmte Meklcnburg, das ihm für seine
Kriegskosten einstweilen eingeräumt wurde; hier, in Braun-
schwcig, Holstein und in andern niedcrsächsischen Ländern,
so wie auch in Pommern und Brandenburg soll er in sieben
Jahren unter schrecklichen Greueln der Verwüstung auf 60
Millionen Thalcr gebraudschatzt haben. Jedoch von Stral-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Christian_Iv. Tilly Tilly Christian
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Brandenburg Holland Schweiz Deutschland Herzogthums_Holstein Goslar Meklcnburg Holstein Pommern Brandenburg
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
218
Wied erlä ufer.
und Cultus bleiben, wenn fle sich mit ausländischen Fürsten
eines andern Bekenntnisses vermahlen. Jndeß ist dieß nie
für andere Christen störend, zumal wenn ein so wahrhaft
christlicher und menschenfreundlicher Geist in dem Gcmüthe
wohnt, wie bei der Großherzogin von Sachsen-Weimar.
In der Türkei bestehen zwar noch die Patriarchen zu
Constantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem,
doch unter großen Einschränkungen; der Constantinopolita-
uische hat noch das meiste Ansehen und die besten Einkünfte,
die er jedoch mit dem Sultan theilen muß. Diese Grie-
chen dürfen keine Glocken und Thürme haben, und müssen
überall geben, wenn sie ihren Gottesdienst ungestört halten
wollen.
Kleinere Parteien in den morgcnlandischen Gegenden,
wie die Jakobiten, die ihre Stiftung noch von dem Apostel
Iakobus ableiten, Nesiorianer, Armenier und dergleichen
sind weniger zahlreich; einige griechische Gemeinen erkennen
noch die päpstliche Oberherrschaft an, ohne jedoch alle Leh-
ren der römischen Kirche anzunehmen, und heißen unirte
Griechen.
§. 46.
Einige kleinere Gemeinen, welche nach der Re-
formatiou entstanden sind.
Wied ertaufer. Unitarier. Quaker.
Diese haben sich zwar alle von der römischen Kirche ge-
trennt, jedoch findet unter ihnen eine große Verschiedenheit
Statt. Es gehören dazu:
I. Die Wiedertäufer.
Sie stammen eigentlich noch von jenen Unruhstiftern in
dem Bauernkriege ab. Man vertrieb die übrig gebliebenen
Sectirer, die immer wieder Freunde fanden, überall als Frie-
densstörer, aber sie setzten ihr Unwesen besonders in Holland
und Westphalcn fort. Johann Boccold, ein Schneider
aus Leiden in Holland; ein Bäcker, Johann Matthaus
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Extrahierte Personennamen: Apostel Iakobus Johann_Boccold Johann Schneider Johann
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen-Weimar Constantinopel Jerusalem Holland Holland
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o4 Dñv Verhalten der Christen in diesen Verfolgungen»
dürfen; so wie Origines, nachher einer der berühmtesten
Lehrer des Christenthums, in seinem 17, Jahre kaum konnte
abgehalten werden, sich selbst als Christ anzugeben, und sich
mit seinem Vater tobten zu lassen.
Doch unterlagen auch manche der Furcht und den Mar-
tern, leugneten daß sie Christen waren, oder sagten sich von
ihnen los; einige eilten zu opfern, ehe sie noch in Untersu-
chung gekommen waren, oder erkauften sich für Geld ein
Zeugniß, daß sie keine Christen waren; manche lieferten auch
die heiligen Schriften zum Verbrennen aus- Allein nach den
Verfolgungen wünschten viele Abgefallene wieder ausge-
nommen zu werden, worüber sehr heftige Streitigkeiten
entstanden. Denn manche Christen wollten die Abtrünnigen
ganz ausgeschlossen wissen, und Lehrer und Christen, die
etwa des Abfalls verdächtig oder von solchen Männern ge-
tauft und zu Lehrern gewcihct waren, gar nicht unter sich
aufnchmen; andre waren gelinder und behielten endlich auch
die Oberhand. So wie man nun überhaupt in den ersten
christlichen Gerneinen auf eine gewisse Kirchenzucht hielt,
Mörder und Ehebrecher geradezu von der Gemeine ausschloß,
oder Christen bei andern Vergehungen nur erst nach verschie-
denen Bußübungen wieder aufnahm, so mußten auch die
Abgefallenen sich dieser Einrichtung unterwerfen; jedoch gab
cs nach der Größe der Verschuldung verschiedene Stufen der
Strafen. Sie durften nicht Antheil nehmen an dem heiligen
Abendmahl, als einem Brudermahle, auch nicht an dem
öffentlichen Gebete, mußten in der Versammlung entfernt
stehen, ihre Vergehungen bekennen, um Verzeihung bitten,
sich zu einem strengern Leben verstehen und Werke der Wohl-
thatigkeit ansüben. Erst nach unverdächtigen Beweisen der
Besserung, oft erst nach Jahren, nahm man die Renigcn
stufenweise wieder auf. Es waren Einrichtungen, wodurch
in den ersten Jahrhunderten eine die Christen sehr einpfeh-
lende Reinheit der Sitten befördert wurde, wodurch es eine
Ehre wurde, ein Christ zu seyn. Die verdiente Belobung der
Märtyrer wurde indcß sehr bald übertrieben. Was diejeni-
gen, welche die Martern überstanden hatten und noch lebten.
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288 Die neueste Zeit dis iti die Mitte
scheu sollen sich gegenseitig als Brüder betrachten und behan-
deln; alle sollen sich also als Zweck ihres Thuns vorneh-
men, so schnell als möglich die moralische, intcllcctuclle
und physische Lage (geistige und leibliche) zu verbessern. Nun
hat sich der Katholizismus auf die Seite der Könige und
Aristokraten gewendet und jenen Zweck verlassen — der Pro-
testantismus hat hingegen keine Einheit und Macht um zu
regieren, zu organisiren und zu entwickeln; beide sind also
ketzerisch." Diese Lehre, die erst nach des Grafen Tode
viele Anhänger fand, leitete dann auf gar wunderliche For-
derungen. Es sollte eine völlige Gütergemeinschaft einge-
führt werden; Jeder sollte seine Habe dazu einlegen, jedem
wollte man ein Amt, einen Beruf, sein Maaß Arbeit zuthei-
len, je nachdem es seine Kräfte und Fähigkeiten nach dem
Urtheile der Vorsteher der Gesellschaft rathlich machten;
jedem sollte dann auch der Lohn dafür nach seinem Verdienste
zuerkannt oder für Jedes Bedürfnisse werden, und sonu't
Jedem sein Recht wiederfahren; der Reiche sollte nicht müs-
sig und dabei üppig, der Arme nicht mühseelig und dabei küm-
merlich leben. „Alle Eigenthumsrechte und Erbrechte so
wie alle Privilegien hören auf; Niemand lebt bloß von sei-
nen Gütern, sondern von seiner Arbeit; diese ist gleichsam
die eigentliche Religion, und Gcldkapitalien sind die Instru-
mente. In den Manufakturen gibt es keine bloßen Arbeiter
mehr, sondern lauter Associirte, (gleichvielgeltende (Kom-
pagnons). Man bedarf weder eine Land. noch See-
macht, weder Vcstungen noch Arsenale. Die Gesellschaft
ist ein Bienenkorb, das faule Insekt wird aus der Republik
ausgestoßcn. Advokaten und Richter arbeiten auf dem Am-
boß, oder mit dem Pfluge, oder als Handwerker, wozu nun
jeder taugt, in den Manufakturen gibt es keine bloßen Arbei-
ter, alle sind Compagnons oder Associirte." Das Alles
laßt sich nun freilich leicht predigen, aber wie stehts mit
der Ausführung? Allen die nichts oder wenig besitzen, wird
diese Einrichtung willkommen seyn, aber was werden sie
mit denen thun, die ihren Reichthum nicht in eine solche Ge-
meinschaftskassc opfern wollen? Wo sind die Vertheiler,
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
294 Die neueste Zeit bis in die Mitte
Land in Aufruhr zu setzen vermocht, oder hat sich nicht viel-
mehr die Mehrzahl als rechtlich gesinnt und Gesetz und Ord-
nung liebend gezeigt und den bösen Geist dampfen Helsen.
Man klagt über den Luxus der Zeitgenossen, es ist aber nur
schwer hier Granzlinien zu ziehen und anzugeben, was aus
vielen Arbeitern werden sollte, wenn sich Jedermann nur auf
das Allernothwendigste beschranken wollte; Jeder muß Ein-
sicht und Kraft besitzen, sich selbst das rechte Maaß zu be-
stimmen. Luxus herrschte immer, nur aus eine andere Weise.
Und ist denn jedes Gesuch und Streben nach Reform schon
Revolution? gibt cs denn nicht auch sehr gerechte und billige
Wünsche nach Abänderung und Verbesserung? Man will
nur selbstsüchtige Menschen in seinen Zeitgenossen sehen, aber
will man die reichen Gaben, welche bei den häufigen und
großen Unglückssällen sogleich gesammelt werden, die men-
schenfreundlichen Anstalten für körperlich und geistig Leidende,
'nicht auch erwähnenswert!) finden? Es sollen dadurch nicht
die Gebrechen der Zeit verdeckt oder beschönigt werden; aber
cs bleibt eben so sehr Pflicht, gerecht zu seyn, auf das
Gute, das vorhanden ist, aufmerksam zu machen, und der
Tadelsucht, die bei vielen Menschen das fünfte Lebcnsele-
mcnt zu seyn scheint, entgegen zu arbeiten. Sie ist unzu-
frieden mit den besten Regenten und Obrigkeiten, weil sie
nicht nach ihrem Sinne regieren, so viele Wohlthaten sie
auch ihren Unterthaucn erzeigen; mit allen Menschen, ohne zu
fragen, was sie selbst dabei verschulden; über ihr Schicksal,
wenn es auch nicht zu den ungünstigen gehört.
Bei den Anklagen über Unglaiibcn unterscheide man
von ihm auch die Unkirchlichkeit; denn so unrecht und strafbar
diese auch seyn mag, so ist sie doch lange nicht so allgemein
und nicht immer >nit gänzlicher Jrreligion verbunden. Die
Millionen von Bibeln, Predigt- und andern Erbauungsbü-
chcrn, die noch immer gekauft werden, sind doch ein Beweis,
daß der Sinn für das Religiöse noch nicht erstorben sey;
wenn er sich auch gerade nicht zur Schau tragt.
Manche nennen daö Zeitalter irreligiös, weil man frei-
müthiger denkt, prüft und über Rcligionsangclcgcnhciteu
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
in dem achrzehnten und neunzehnten Jahrhundert 281
tcn Jahrhunderte zu behaupten und von Seiten der ganz
angesehenen Leute, die an dieser „Pest" Theil nehmen, eine
große Geduld, so etwas ungeahndet hinzunehmen. Die
endlich i85o erschienene approbirte Bibelübersetzung von
Allioli ist S. 255 erwähnt. .
4. Die Missionsgesellschaften. Freuen wir uns, daß
Linst Missionäre, oder Loten des Evangeliums zu uns ge-
kommen sind, so bleibt es gewiß auch unsre Pflicht für seine
weitereverbreitung mit zu wirken, und daher müssen noch eben
so Mittelspersonen dazu gebildet werden und cintreten. Frei-
lich gibt cs auch wieder Missionarien in Frankreich, selbst in
der neusten Zeit, welche auf Gassen und Straßen Buß - und
Strafpredigten halten, oft mit gar wunderlichen Geberden
und unziemlichen Geschrei, wodurch sie gewöhnlich Gasser
herbei ziehen, die sich mehr belustigen als erbauen; so wie
auch damit nicht selten die Ordnung des Kirchcnwesens ge-
stört wird. Die eigentlichen Missionsgesellschaften beabsich-
tigen hauptsächlich die Bekehrung der Heiden. Die Jesuiten
waren vorzüglich dafür eifrig; was sie Gutes und Schlim-
mes dabei gestiftet, ist in ihrer Geschichte erwähnt worden.
Die katholische Kirche vermochte auch bei ihren Heilmitteln
und mit den folgsamen Mönchen, mehr als jede andre auszu-
führcn. In Paris ist eine Hauptpflanzschule für Missiona-
rien, doch haben sich in der neuern Zeit der Eifer für die
Sache und die Mittel dazu sehr vermindert; die Missions-
anftalten in Asien, Afrika und Amerika, erhalten nur kärg-
liche Unterstützung. Die protestantischen Anstalten blühen
vorzüglich in England; (in London ist die ansehnlichste), die in
West- und Ostindien, unter den Indianern, Negern, Hot-
tentotten u. dergleichen sich viele Mühe zu bekehren gegeben
haben. Die Methodisten sind nicht minder tha'tig. In
Deutschland sind am meisten die Herrnhuter darauf bedacht,
durch milde und sanfte Mittel die Herzen zu gewinnen. Sie
haben besonders in Grönland, wo schon ,721 ein norwegi-
scher Prediger Egede viel Einwohner bekehrte, und auf den
dänischen Inseln in Oft - und Westindien viele christliche Kir-
chen gestiftet. In Basel ist eine der ansehnlichsten protestan-
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22 Evangelische Neligionslehre
1 Cer. 7, 3. Der Mann leiste dem Weibe die schuldige
Freundschaft, desselbigen gleichen das Weib dem Manne.
c. Als Standeögenojsen. I. Als Lehrer.
1) Tit. 1, 7. 9. Ein Bischof soll unsträflich sein, als
ein Hanshalter Gottes; nicht eigensinnig, nicht zornig, nicht
ein Weinsäufer, nicht pochen, nicht unehrliche Handtierung
treiben. Und halte ob dem Wort, das gewiß ist und lehren
kann, guf daß er mächtig sei zu ermahnen durch die heilsa-
me Lehre, und ztl strafen die Widersprecher. 2) Tit. 2, 7.
Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke,
mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit. 3) Matth. 5, 26.
Lastet euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten
Perke sehen und euern Vater im Himmel Preisen.
Ii. Schüler.
1) Hebr. 13, 17. Gehorchet euern Lehrern und fol-
get ihnen ; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Re-
chenschaft dafür geben sollen; auf daß sie das mit Freuden
thun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.
2) 1 Thess. 5, 13. Habt sie (Vorsteher und Lehrer) desto
lieber um ihers Werks willen und seid friedsam mit ihnen.
3) 1 Cor. 9,14. Also hat ailch der Herr befohlen,- daß, die
das Evangelium verkündigen, sollen sich vomevangelio näh-
ren. 4) Gal. 6, 6. Der aber unterrichtet wird mit dem
Wort, der theile mit allerlei Gutcs dem, der ihn unterrich-
tet. 5) 1 Tim. 5, 17. Die Ältesten, die wohl vorstehen,
die halte man zwiefacher Ehre werth, sonderlich die da arbei-
ten im Wort und in der Lehre.
Iii. Herrschaften. *
1) Col. 4, 1. Ihr Herren, was recht und gleich ist,
dah beweiset den Knechten und wisset, daß ihr auch einen
Herrn im Himmel habt. 2) Sir. 7, 22. 23. Einen treuen
Knecht und fleißigen Arbeiter halte nicht übel. Einen from-
men Knecht habe lieb, und hindre ihn nicht, wo er frei wer-
den kann. 3) Sir. 4, 35. Sei nicht ein Löwe in deinem
Hause, und nicht ein Wütherich gegen dein Gesinde.
Iv. und Gesinde.
1) Col. 3, 32* Ihr Knechte, seid gehorsam in allen
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141
Pflichtenlehre.
weitesten Sinne, der Handwerker und der Handelsleute. Die
Bauern gewinnen zugleich mit den besondern Standen der
Fischer, Jäger, Forstleute, Bergleute, Hirten rc., die Er-
Zeugnisse der Natur, und bilden die eigentliche Grundlage
der bürgerlichen Gesellschaft. Landwirthe, welche Felder, Wie-
sen, Vzälder, Weinbau, Gärten gehörig bearbeiten, oder
Viehzucht vortheilhaft treiben, bedürfen mancherlei Kenntnisse
und müssen damit angestrengte Thätigkeit und Sorgsamkeit
verbinden. Dagegen ist ihr Stand für Gesundheit, Zufrie-
denheit und Unabhängigkeit besonders geeignet: Die Hand-
werker verarbeiten diese Erzeugnisse zum Gebrauche und man
nennt ihre Besänftigung insonderheit Manufakturen, wenn
es dabei vorzüglich auf Handarbeit ankommt, wie Fabriken,
wenn zur Arbeit vornehmlich künstliche Mittel angewandt wer-
den. Arbeiten dieselben besonders für edleres Vergnügen und
höhere Genüsse, so sind sie Künstler. Die menschliche Erfin-
dungsgabe und mannicbfaltige Kunstfertigkeit gereicht der
menschlichen Natur zur Ehre und ihrem Schöpfer zur Ver-
herrlichung. Viele Handwerker müssen indessen an Lebens-
genuß, Gesundheit und Wohlstand dem Landwirthe nachstehen
und ihre Geschäfte oft unter nachtheiligen Einflüssen auf die
Gesundheit vollbringen. Die Handelöleute verbreiten die Er-
zeugnisse der Natur und der Kunst und gleichen die unglei-
che "Vertheilung derselben zu Wasser und zu Lande aus. Wie
ursprünglich aller Handel in Auötauschung der Waaren be-
stand, so bedient man sich bei weiterer Ausbildung desselben
als allgemeines Tauschmittel, der edeln Metalle, welche aus-
geprägt das Geld ausmachen, oder statt dessen der Staats-
papiere und der Wechsel. Zur Erleichterung des Verkehrs
hat man Handels-und Stapelplätze, Messen, Märkte, Banken
und Börsen. Obgleich der Handelsstand als solcher eigent-
lich nichts hervorbringt, so verdankt ihm däch die Menschheit
und der Staat sehr viele Wohlthaten, indem er die Verbin-
dung unter den Menschen knüpft und vervielfältigt, wie
dadurch Bildung derselben veranlaßt.
Den Wehrstand machen alle diejenigen Personen aus,
welchen der Staat die Besorgung seiner gemeinsamen Ange-
legenheiten aufgetragen hat, Staatsdiener genannt, Verwal-
ter, Richter, Helfer, Aufseher, Krieger, durch welche zusam-
men der Staat erhalten^ und der Wohlstand jedes Bürgers
gefördert wird. Es gehören zur Ausrichtung dieses Berufs
mannichfaltige Kenntnisse und Erfahrungen und die damit
4
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156
Sprachlehre'
Wie Quittungen schriftliche Bescheinigungen sein sollen,
daß Etwas geleistet worden, so ist wesentlich, daß darin be-
merkt werde w as, wieviel, zu we lche m Pre ise, von
wem, wofür und wann.
Beispiele von allerhand Schreiben Ln den Ver-
hältnissen des gewöhnlichen Lebens-
1. Zn Privatverhä'ltnissen.
1. Freundschaftliche Briefe.
I. Eines Sohnes, der in der Fremde ist, an seinen Later.
Lieber Vater!
Seitdem ich Euch verlassen habe, bin ich, Gott sei Dank,
immer gesund gewesen. Ich hätte zwar schon in der näch-
sten Stadt bei einem Meister Arbeit bekommen können; aber
um mich weiter in der Welt umzusehen, und da cö mir durch
Eure Vorsorge an Geld nicht fehlte, habe ich meine Reise
biö hierher fortgesetzt, wo ich jetzt bei dein Meister N. in Ar-
beit stehe und mich wohlbefinde. Es wäre für einen Brief
zu viel, wenn ich Euch Alles schreiben wollte, ums ich gese-
hen und gehört habe; aber ich habe auf Euer» Rath ein Ta-
gebuch angefangen, in welches ich Alles aufzeichne, waö mir
begegnet. Dieses Tagebuch will ich Euch von Zeit zu Zeit
schicken, und komme ich einst wieder nach Hause, so wird es
uns manche Unterhaltung gewähren, wenn ich Euch den In-
halt näher erkläre.
Gott erhalte Euch gesund! Grüßet Mutter und Ge-
schwister, auch alle guten Freunde, schreibt mir bald, wie es
bei Euch geht, und behaltet lieb
Eucrn
Ort, Tag u. Jahr.
treuen Sohn,
N
2. Antwort des Waters.
Lieber Christian!
Wir haben den Brief, den Du am R. von N. aus
an uns geschrieben hast, richtig erhalten und mit Vergnügen
daraus ersehen, daß Du gesund bist lind mit Liebe an uns
denkst. Wir freuen uns gewiß jedes Mal, wenn wir Nach-
richt von dir bekommen, und haben das Vertrauen zu Dir,
daß Du Dich auch in der Fremde ehrlich und fleißig betra-
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158
Sprachlehre.
sten gereicht. Es werden gar leicht trage, ungehorsame, lü-
derliche Mädchen, die bei ihren Ausschweifungen und oft bö-
sen Folgen derselben doch nicht recht vergnügt sein können,
und werden oft sehr betrübt. Meine Herrschaft gönnt mir
jedoch auch zuweilen eine Erholung und wird mir Erlaub-
niß geben, Dich zu besuchen. Ich will es verspüren, bis zu
Eurer Kirmse, um dann auch mit meinen Freundinnen ver-
gnügt zu sein. Meine Herrschaft ist ganz mit meiner Arbeit
und Aufführung zufrieden und hat mich angeredet, ob ich
künftiges Jahr bei ihr im Dienste bleiben wollte. Ich habe
es ihr zugesagt, wenn auch Du es zufrieden sein würdest.
Daran zweifle ich nun wohl nicht, will mich aber doch des-
halb bei Dir befragen, damit ich nichts ohne Deinen Willen
thue. Ich wünsche Dir beständig gute Gesundheit und ver-
gnügte Tage, als Deine
Dich liebende Tochter,
O. T. I. ^ N.
2. Geschäfts - Briefe.
1.
Lieber Meister N.!
Bei Uebersendung eines Theils meiner gemachten Leder-
Schuld muß ich um gütige Nachsicht bitten,I daß ich diesmal
nicht meine ganze Rechnung bezahlen kann. Mehre meiner
Kunden sind noch bei mir in Nest geblieben; daher meine
Caffe jetzt nicht reichen will, meine Schuld ganz abzutragen;
welches aber hoffentlich bald geschehen wird. Da ich jedoch mei-
nen Leder-Norrath aufgearbeitet habe, so bitte ich, mir noch
Va Een tuer gutes Kalbleder,
V* Centner Rindlcder und
Va Centner Mastricher Sohlenleder
auf meine Rechnung zukommen zu lassen, und sich zuversichern,
daß ich diese neue Sendung mit dem alten Reste ehrlich be-
zahlen werde. In der Hoffnung, daß Sie kein Mißtrauen
in meine Zusage setzen, sehe ich der erbetenen Lieferung ent-
gegen und werde dankbar Ihre Gefälligkeit erkennen als
Ihr
O. T- I. ergebener
N.
2.
Werthe Frau N.!
Die aus dem mir überschickten 1 Schock Leinwand nach
Ihrer Lorschrift verfertigten 10 Hemden übersende ich Ihnen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]